Mittwoch, 7. Januar 2015

Wenn plötzlich alles auf dem Kopf steht...



Was sind Zeichen? Ist es ein Zeichen wenn der Ehering am Tag der Hochzeit plötzlich nicht mehr passt? Oder wenn ein längst vergessener Brief der Jugendliebe am Tag vor der Hochzeit ganz plötzlich in die Hände der Braut gerät? Oder wenn man die Brautjungfer mit dem Bräutigam einen Tag nach der Hochzeit im Schlafzimmer erwischt?

Das sind die Fragen, die Michèle seit einiger Zeit beschäftigen. Sie hat sich im Bad der geräumigen Drei-Zimmer-Wohnung eingeschlossen und lauscht dem stetigen Klopfen, das durch die Tür dringt, ebenso wie der tiefen dumpfen Stimme, die sagt: „Komm schon Liebling, es ist nicht so, wie es aussieht. Ich schwöre, ich liebe nur dich.“

Wahrheit oder ausgelutschte Floskel? Wohl eher Floskel!, denkt sie, antwortet jedoch nicht. Sie liegt stumm auf dem Boden, die eisigen Fliesen an ihrer Haut nimmt sie kaum wahr. Tränen rollen über ihre Wangen, tropfen auf die spiegelglatten Kacheln. Am liebsten würde sie sich in Luft auflösen.

Wieder das Klopfen.

Nein. Sie will nicht, sie kann nicht. Warum lag sie hier? Warum fiel sie in dieses Loch, dieses unendlich Loch? Paul müsste hier liegen, müsste leiden und in den Abgrund stürzen. Das Leben ist so unfair!

Sie wartet. Und wartet. Es dauert lange, aber irgendwann verstummt das Klopfen und etwas später auch die Stimme. Ob er wohl aufgegeben hat? Sie hofft es und gleichzeitig bricht ihr der Gedanke das Herz. Wie kann er ihre Liebe nur so schnell aufgeben?  

Sie will nicht aufstehen, will sich keinen Millimeter bewegen, doch am Ende siegt die Neugierde. Sie muss es einfach wissen. Michèle rappelt sich auf, langsam und schwerfällig. Auf dem Weg zur Badezimmertür wirft sie einen flüchtigen Blick in den runden Spiegel über dem Waschbecken und hält inne. Oh Gott! Ist das wirklich ihr Gesicht, das ihr da entgegen blickt? Zugeschwollene Augen, schwarze Striemen der Wimperntusche über das ganze Gesicht verteilt (Von wegen Wasserfest!), die zuvor noch perfekte Hochsteckfrisur gleicht einer Katastrophe, zahlreiche Strähnen sind herausgefallen, Haarklammern hängen lose daran.

Sie steht eine ganze Weile so da, betrachtet sich und denkt darüber nach wie sie nur einen Tag zuvor elegant durch die Reihen der Kirche geschritten war. Wie die Gäste sie staunend und überwältigt von ihrem Anblick angestarrthatten.

Und sie denkt an die mitleidigen Blicke, mit denen ihr alle begegnen würden, könnten sie sie jetzt sehen. Obwohl, nicht alle würden sie bemitleiden. Ihre Mutter würde wohl nur in verächtlichem Ton sagen: „Das kommt davon, wenn du dich nicht richtig um deinen Mann kümmerst. Das kannst du dir alles selbst zuschreiben. Wer will schon so eine beleibte Frau wie dich, du solltest mehr Sport treiben, weniger Essen, deine Fettpölzterchen loswerden...“ Blabla, blabla, blabla!

Seit Michèle in die Pubertät gekommen war, hatte es nur noch „Iss nicht so viel.“, „Sieh dir deine Schwester an, wie schön schlank sie ist.“ und „Wenn du so weitermachst, kriegst du nie einen ab.“ geheißen. Eigentlich hatte Michèle gehofft die ständigen Tiraden ihrer Mutter würden aufhören, wenn sie ihr ihren Verlobten präsentierte. Aber da hatte sie sich gründlich getäuscht.

Doch das spielt keine Rolle mehr. Sie hatte jemanden gefunden, sie hat ihn gefunden. Den Mann, aller Männer! Weil er sie liebt wie sie ist. Ohne Wenn und Aber. Für immer. Das glaubte sie zumindest bis vor ein paar Stunden.

Sie atmet tief durch, schleicht auf Zehenspitzen zur Tür, dreht so leise wie möglich den Schlüssel im Schloss und schiebt sie einen Spalt breit auf. Der Raum davor scheint leer zu sein. Kein Paul mehr.

Sie geht aus dem Zimmer, ohne nachzudenken wendet sie sich dem Kleiderschrank zu. Ihr Blick fällt dabei auf die zerwühlten Laken. Übelkeit steigt in ihr auf. Am liebsten würde sie sich wieder ins Bad verkriechen, um diesen Anblick nicht länger ertragen zu müssen. Nein, Flucht nach vorn, nicht zurück!, denkt sie. Aber sie muss sich beeilen, wer weiß schon, wann Paul zurückkommt?

Michèle greift die kleine Sporttasche aus dem Schrank, schmeißt ein paar Klamotten hinein ohne wirklich darauf zu achten, welche und stürmt zu der großen Fensterfront. Sie besinnt sich, bleibt einen Moment stehen. Sie kehrt noch einmal um und zieht den kleinen Brief aus der Schublade ihres Nachttisches, den sie vor zwei Tagen erhalten hatte. Sie umschloss ihn fest und dachte: Zeichen. Es muss so sein. Sie eilte zurück zu den Fenstern, öffnete das linke, das zur Feuertreppe führte. Michèle schluckte schwer und verließ dann die Wohnung. Auf ins nächste Abenteuer!, dachte sie und schniefte laut.

Montag, 5. Januar 2015

Willkommen im Jahr 2015!

Juhuuu, das neue Jahr hat begonnen und ich wünsche euch ein wunderschönes, erfolgreiches 2015! Auf dass all eure Wünsche sich erfüllen und es euch gelingt an den Trafotionsgemäßen Vorsätze für's neue Jahr standzuhalten. Wo wir gerade bei traditionen sind: Habt ihr auch Neujahrestraditionen? Ich habe dieses Jahr mit einer neuen begonnen und eine alte endlich wieder gepflegt. Die neue Tradition: Jede Rakede ein Wunsch - sternschnuppengleich. Aber wir wollen das Universum ja nicht überstrapizieren, also gilt das nur für die slebst gezündeten Raketen. Bei mir waren es 3 Raketen und 3 Wünsche. Ich bin also gespannt. Die alte Tradition, die ich leider die letzten zwei Jahre etwas in den Hintergrund rücken lassen habe: Tarot legen. Ein Mal im Jahr sehe ich, was mir die Zukunft so bringen wird. Hui, war das ein Spaß und tatsächlich habe ich einen ganz neuen Blick auf mich und meine Träume und Ziele erlangt. Vielen Dank dafür Universum, so, das reicht dann aber mit der Esoterik.
Und wenn jemand das richtige Tarot-Set braucht, um eine neue Neujahrestradition zu entwickeln: Das Rider Waite Tarot

Eure
L.L.Black