Montag, 14. September 2015

[Rezi] Liebesgedichte - 4 Buchvögel

Autor: Christian Morgenstern
Herausgeber: Jean-Claude Lin
Preis: 12,90€ (Hardcover)
Erschienen: Mai 2014
Genre: Poesie

Zitat:

War das die Liebe …

War das die Liebe, die mich gestern streifte,
wie eines seidenen Gewandes Atem
im Dunkel, wie ein windvertragner Duft,
wie Harmonien aus der blauen Nacht,
woher, du weißt es nicht, doch stockt dein Blut
und horcht in die Geheimnisse der Dinge …
und all dein Wesen flutet zögernd aus,
du fühlst dich wie ein Strom die Welt durchrinnen
und ahnst doch noch ein Mehr-als-diese-Welt,
wie hinter feiner Schleier Wehr noch wartend,
ein Himmelreich voll Blüten, Früchten, Sonnen, –
und lächelnd winkt, die dich so sehr gerührt.

Klappentext:

Viele wissen, dass Christian Morgenstern der Dichter der 'Galgenlieder' ist. Wer sein Werk kennt, schätzt auch die versöhnende Erhebung seines 'weißen Humors'. Hundert Jahre nach seinem Tod am 31. März 1914 ist die Zeit gekommen, ihn als Liebenden und Verliebten kennenzulernen.

Meine Eineschätzung:

Ein wunderschöner Gedichtband, in rotes Leinen gebunden, passend zur Farbe der Liebe (auch wenn das vielleicht einen Ticken kitschig ist) mit passender roter Leselitze. 
Gefüllt ist das kleine Büchlein mit zahlreichen Gedichten Christian Morgensterns rund um die Liebe und einem kurzen Nachwort des Herausgebers, das deutlich macht, wie Morgensterns Liebschaften seines Lebens in welche Gedichte und Schriften Einfluss hatten.
Leider ist kurz hier das Stichwort: Ich hätte mir ein paar mehr Informationen im Nachwort gewünscht - gerade vom Urachhaus Verlag, der bereits so viele Texte zu und von Morgenstern veröffentlicht hat. Daher ein kleiner Abzug in der Vergabe der Buchvögel. Dennoch war das Nachwort wirklich interessant.
Das für mich Besondere an dieser Gedichtsammlung, die mich Morgenstern auf eine neue Weise näher gebracht hat und mir einfach mega gut gefallen hat: 
Die Gedichte in diesem Buch sind nicht die typisch triefenden Liebesgedichte, die man sich vorstellen würde - nicht, dass mir nicht auch mal die über romantisierten Liebesgedichte gefallen würden, aber ich fand es großartig auch mal Liebesgedichte zu lesen, die quasi wie aus dem Leben gegriffen sind. Es werden realistische Situationen abgebildet, gekleidet in wunderschöne Worte, die das Leben des Poeten abbilden, der vor 100 Jahren gestorben ist ... und dennoch kann man so viele von ihnen auf das heutige Leben eines jeden abbilden. Es geht um zwei Fremde, deren Blick sich in einer Bar trifft und die die Spannung zwischen sich quasi greifen können. Und dennoch stehen sie nicht auf, gehen nicht zueinander, sprechen sich nicht an - bis der Moment verstericht. Es geht oft um das Leben zweier Menschen, das zu einem verschmilzt ohne die Individualität der Zwei aufzulösen. Um den Moment, wenn man Verliebtheit spürt und die unendliche Kraft dahinter, das "Mehr-als-diese-Welt", selbst wenn es sich so anfühlt, als würde einen die ganze Welt in dieser Sekunde durchdringen.
Das alles zeigt: 
Die Liebe ist und bleibt und wird immer sein.
  

Buchvögel

*ECHT SCHÖN*

Sonstiges

Autor

Christian Morgenstern, eigentlich Christian Otto Josef Wolfgang Morgenstern, geb. am 6. Mai 1871 in München, gest. am 31. März 1914 in Meran, war Dichter, Schriftsteller und Übersetzer. Bekannt wurde Morgenstern vor allem durch seine komische Lyrik, die jedoch nur einen Teil seines Werkes ausmacht.  

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Eure
L.L.Black

 

 

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