AutorIn: Fabian Hischmann
Preis: 18,99 € (Hardcover)
weitere Ausgabenarten: Taschenbuch, E-Book
Verlag: Berlin Verlag
Erschienen: 2014Genre: Bildungsroman / Coming-of-Age-Roman
1. Satz
"Ich gebe Gas."
Klappentext
"Ich sitze breitbeinig auf der Rückbank. Mein Vater steuert den Kombi,
wie immer etwas zu schnell, die kurvige Straße hinauf zu unserem Haus.
Es ist das letzte Gebäude im Ort, dann beginnt der Wald, in dem so viel
passiert ist. Da habe ich zum ersten Mal geraucht, zum ersten Mal
gefickt und einmal beinahe einen umgebracht."
Max ist seit kurzem
Lehrer, aber das hat nichts daran geändert, dass er noch immer am
liebsten lethargisch vor dem Fernseher herumhängt und Tierfilme schaut.
Doch dann kommt der Anruf seiner Eltern: Er soll Haus und Hund hüten,
während sie in Griechenland sind. Als er sich auf den Weg macht, ahnt er
noch nicht, dass er von Süddeutschland weiter nach Kreta reisen wird,
sich in New York den Geistern der Vergangenheit stellen muss und dass
Jan und Maria wieder in sein Leben treten - zwischen den beiden konnte
er sich schon vor 15 Jahren nicht entscheiden.Cover
Ein absolut großartiges Cover, dass die Athmosphäre des Romans perfekt einfängt dass "sich verloren fühlen", das "Fallen", das "Greifen nach Halt/Himmel/Hoffnung" und mehr. Sehr stimmig finde ich, auch mit dem düsteren Himmel, der von der Ernsthaftigkeit des Romans zeugt und mit der kontrastreichen pinken Farbe des Titels, die gleichzeitig auf die unter der Schwere liegende Leichtigkeit verweist und die Farbenpracht der 20er Jahre, eine Zeit, die für den Roman eine große Rolle spielt.
Inhalt
Dieses Feld lasse ich bewusst leer, da der Klappentext den Inhalt großartig zusammenfasst und alles weitere ein Spoyler wäre. Abgesehen davon, dass wir den Protagonisten Max durch sein Leben im Jetzt und Hier wie auch in der Vergangenheit begleiten, dementsprechend passiert zu viel, um das hier wiederzugeben.
Am Ende geht es um einen Menschen, der für die heutige Generation der Mittzwanziger bis Mittdreißiger steht, sein Leben, sein Fühlen, sein Denken in Beziehung zu den Menschen, in seinem Leben, die einst in seinem Leben waren, wiederkommen oder neu hinzukommen.
Meine Einschätzung
Nur weil man "erwachsen" ist, heißt das noch lange nicht, dass man "erwachsen" ist.
Wir
begleiten den 29jährigen Protagnisten Max auf seiner Reise des
Erwachsenwerdens, des Lernens und sich Entwickelns, in einer von
Rückblenden getragenen Geschichte, die sich gekonnt in die Jetztzeit
hineinweben und eindrucksvoll von einem ganz normalen Leben erzählen.
"Am
Ende schmeißen wir mit Gold" ist ein großartiges Debüt eines deutschen
Autors, der es schafft eindrucksvolle Bilder mit sehr reduzierter
Sprache zu schaffen und die Athmosphäre der einzelnen Szenen und Momente
unglaublich gut mit seinen Worten einfängt.
Die
Figuren sind klar gezeichnet in ihrer "Unklarheit" - will meinen:
Menschen sind vielschichtig, kompliziert, verfransen sich in ihren
eigenen Lebenswegen, was Hischmann auf den Punkt bringt, ohne dabei
gewollt zu wirken. Gezeichnet werden Menschen wie du und ich - mit den
eigenen größeren und kleineren Problemen.
Absolut
großartig dabei finde ich, dass Hischmann es gelingt, die Lebenswege
und -ereignisse der Nebenfiguren so präsent und gleichzeitig im
Hintergrund stattfinden zu lassen, indem er sie mit den Lebenswegen des
Protagonisten kreuzt; in der Vergangenheit, in der Gegenwart und ein
Stück weit in der Zukunft.
Ich kann diesen Roman wärmstens empfehlen, da er den Leser hineinsaugt in eine andere Welt, die so sehr die eigene sein könnte,
indem ein Lebensausschnitt eines Menschen aufgezeigt wird, in dem alles
und nichts zugleich passiert - denn am Ende lesen wir vom ganz normalen
Leben, dass in den zugrundeliegenden Problematiken auf das eigene
projeziert werden kann (auch wenn das nicht automatisch für die
einzelnen Motive gilt). Genau das ist eben das Großartige an dem Roman,
abgesehen von dem wunderbaren Sprachstil, der einen ganz nah an die
Figur bringt, klar und ohne Schnörkel verläuft.
Und
natürlich fand ich es einfach super amüsant immer wieder Elemente aus
meiner Jugend wiederzufinden, ob es eine Boyband war, der Discman und
und und...
Obwohl
eine Eindrucksvolle Geschichte erzählt wird, die durchaus ihre düsteren
und vielleicht hoffnungslosen Momente enthält, macht es einfach Spaß
den Roman zu lesen, zu schmunzeln, in eine nachdenkliche Stimmung zu
geraten, zu hoffen und am Ende das Leben zu akzeptieren und zu tun, was
gut für einen selbst ist. Und sind wir mal ehrlich: Wir werden alle unser ganzes Leben brauchen, um erwachsen zu werden. ;-)
Ein ruhiger und eindrucksvoller Roman!
Mein Rat dennoch: Mal in die Leseprobe reinlesen vor dem Kauf, denn das ist ein Stil und eine Story, die nicht jedem Romantasy-Leser (und das ist ja die Mehrzahl meiner Rezis hier) automatisch gefällt. Da es aber absolut MEINS war und ich es so genossen habe, diesen Roman zu lesen, vergebe ich 5 Buchvögel!
Ich werde auf jeden Fall den Autor im Blick behalten und hoffe auf weitere Werke von ihm.
Buchvögel
Sonstiges
Autor
Fabian Hischmann, geboren 1983 in Donaueschingen, lebt in Berlin. Er
studierte Kulturwissenschaften und Literatur in Hildesheim und am
Deutschen Literaturinstitut in Leipzig. 2008 und 2009
Dramaturgiehospitanzen an den Theatern Heidelberg und Freiburg. 2011
erhielt er das Bremer Autorenstipendium und 2012 war er auf der
Shortlist zu »Wortlaut«, dem Kurzgeschichtenwettbewerb des
österreichischen Radiosenders FM4, 2013 war er Teilnehmer der
Jürgen-Ponto-Werkstatt. Kurzgeschichten in verschiedenen Zeitschriften
und Anthologien. »Am Ende schmeißen wir mit Gold« ist sein Debütroman.
Weitere Werke des Autors
Eine Kurszgeschichte/Erzählung in:
Lesung des Autors
Eure
L.L.Black
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